Quelle: Rupert Stinglwagner
Fehler passieren immer wieder – auch im Brandschutz. Wir stellen in der Beitragseihe #verbockt Mängelbeispiele vor und zeigen Lösungsmöglichkeiten auf. Auf dem Dach eines Industriegebäudes wurde eine Förderbrücke für den Materialtransport errichtet und damit die vorhandene Rauch- und Wärmeabzugsklappe überbaut. Sachverständiger Rupert Stinglwagner erläutert den Fall und beschreibt die Lösung.
Das Problem
In einem Industriegebäude wurde oberhalb des Dachs eines bestehenden Gebäudes eine Förderbrücke für den Materialtransport errichtet. Die auf dem Dach befindliche Rauch- und Wärmeabzugsklappe wurde dabei ignoriert und mit der Förderbrücke überbaut. Folglich kann die Rauch- und Wärmeabzugsklappe nicht mehr geöffnet werden bzw. sich nicht mehr selbstständig öffnen. Einer zukünftigen Wartung dieser Rauch- und Wärmeabzugsklappe stand diese Situation natürlich auch entgegen.
Die Lösung:
Nach der Industriebaurichtlinie müssen u. a. Produktionsräume mit jeweils mehr als 200 m² Grundfläche zur Unterstützung der Brandbekämpfung entraucht werden können. Die Anforderung ist insbesondere erfüllt, wenn diese Räume Rauchabzugsanlagen haben, bei denen je höchstens 400 m² der Grundfläche mindestens ein Rauchabzugsgerät im Dach vorhanden ist (mit 1,5 m² aerodynamisch wirksamer Fläche).
Nach einer Nachberechnung der erforderlichen Grundfläche bzw. Neueinteilung in 400-m²-Abschnitte konnte bzw. musste eine in unmittelbarer Nähe befindliche Lichtkuppel (starr, nicht zu öffnen) so umgebaut werden, dass in die entstandene Dachöffnung eine zulassungskonforme Rauch- und Wärmeabzugsfläche (DIN EN 12102) installiert werden konnte. Um ein Öffnen zu ermöglichen, mussten darunter liegende Leitungen (Kabeltrassen, Lüftungsleitungen etc.) ebenfalls verlegt werden, damit die nach unten schwenkenden Hubzylinder der Rauch- und Wärmeabzugsklappe frei beweglich sind.
Was ist die Beitragsreihe #verbockt?
Ob in der Planung, bei der Umsetzung oder im Betrieb: Mängel beim vorbeugenden Brandschutz sind nicht selten und immer sicherheitsrelevant. Mit der Beitragsreihe #verbockt wollen wir für typische Mängel sensibilisieren und Lösungen aufzeigen.
Haben Sie auch einen “verbockten” Fall in ihrem Berufsalltag?
Schreiben Sie uns! Einsendungen sind immer willkommen unter [email protected]
Autor
Dipl.-Ing. Rupert Stinglwagner
Master of Engineering (Baulicher Brandschutz und Sicherheitstechnik); Sachverständiger für vorbeugenden Brandschutz (EIPOS/IHK Dresden); Sachverständiger für brandschutztechnische Bau- und Objektüberwachung (EIPOS/IHK Dresden); Sachverständiger für abwehrenden Brandschutz (Akademie der Ingenieure); Fachplaner für vorbeugenden Brandschutz (EIPOS); Fachplaner für gebäudetechnischen Brandschutz (EIPOS)